Die Europäische Union hat im Rahmen ihres Grünen Deals und des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft eine umfassende Überarbeitung der bestehenden Verpackungsrichtlinie vorgenommen. Die neue EU-Verpackungsverordnung setzt ambitionierte Ziele für Wiederverwendung und Recycling, die weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen in Deutschland und der gesamten EU haben werden.
Die Kernpunkte der neuen EU-Verpackungsverordnung
Der Vorschlag für die neue EU-Verpackungsverordnung wurde Ende 2022 veröffentlicht und soll die bisherige Verpackungsrichtlinie ersetzen. Im Gegensatz zur Richtlinie ist eine Verordnung in allen EU-Ländern unmittelbar gültig und muss nicht erst in nationales Recht umgesetzt werden. Dies soll eine einheitliche Anwendung in allen Mitgliedstaaten gewährleisten.
Die Verordnung umfasst folgende Kernpunkte:
1. Abfallvermeidung und Wiederverwendung
- Bis 2030 soll der Verpackungsabfall pro Kopf um 15% im Vergleich zu 2018 reduziert werden
- Einführung verbindlicher Wiederverwendungsquoten für bestimmte Verpackungsarten, wie Transport-, Getränke- und Versandverpackungen
- Verpflichtende Standards für Mehrwegverpackungen
2. Design für Recyclingfähigkeit
- Ab 2030 müssen alle Verpackungen recyclingfähig sein
- Einführung verbindlicher Kriterien für die Definition der Recyclingfähigkeit
- Beschränkungen für bestimmte Verpackungsformate und -materialien, die das Recycling erschweren
3. Recycelte Inhalte
- Verpflichtende Mindestquoten für den Einsatz recycelter Materialien in Kunststoffverpackungen
- Bis 2030: 30% recycelter Inhalt in Kunststoffverpackungen, mit gestaffelten Zielen je nach Verpackungstyp
- Entwicklung von Methoden zur Überprüfung des recycelten Inhalts
4. Biobasierte, biologisch abbaubare und kompostierbare Verpackungen
- Klarstellung, unter welchen Bedingungen biobasierte, biologisch abbaubare und kompostierbare Verpackungen als nachhaltig gelten
- Einschränkung der Verwendung biologisch abbaubarer Kunststoffe auf spezifische Anwendungen
5. Kennzeichnung und Information
- Harmonisierte Kennzeichnungspflichten für Verpackungen zur korrekten Sortierung durch Verbraucher
- QR-Codes oder ähnliche digitale Mittel zur Bereitstellung von Informationen
"Die neue EU-Verpackungsverordnung markiert einen Paradigmenwechsel in der europäischen Verpackungspolitik. Der Fokus verschiebt sich von der reinen Abfallbewirtschaftung hin zu einem umfassenden Lebenszyklusansatz, der bereits beim Design und der Herstellung von Verpackungen ansetzt." - EU-Kommissar Frans Timmermans
Auswirkungen auf deutsche Unternehmen
Die Verordnung wird erhebliche Auswirkungen auf Unternehmen in Deutschland haben, die Verpackungen herstellen, verwenden oder in Verkehr bringen. Betroffen sind nahezu alle Branchen, von der Lebensmittel- und Getränkeindustrie über den Einzelhandel bis hin zu Online-Händlern.
Herausforderungen für Verpackungshersteller
Verpackungshersteller müssen ihre Produkte neu gestalten, um die Anforderungen an Recyclingfähigkeit und recycelte Inhalte zu erfüllen. Dies erfordert Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie möglicherweise in neue Produktionsanlagen.
Besonders herausfordernd ist die Vorgabe für recycelte Inhalte bei Lebensmittelverpackungen, da hier hohe Anforderungen an die Reinheit und Lebensmittelsicherheit gestellt werden. Die Verfügbarkeit von lebensmitteltauglichen Rezyklaten ist derzeit noch begrenzt und die Preise sind entsprechend hoch.
Umstellung auf Mehrwegsysteme
Die verbindlichen Wiederverwendungsquoten werden viele Unternehmen dazu zwingen, von Einweg- auf Mehrwegsysteme umzustellen. Dies betrifft insbesondere:
- Getränkehersteller, die ihre Abfülllinien anpassen müssen
- Gastronomiebetriebe, die Mehrwegbehälter für Take-away-Essen anbieten müssen
- Online-Händler, die wiederverwendbare Versandverpackungen einführen müssen
Die Umstellung erfordert nicht nur Änderungen in der Verpackung selbst, sondern auch in der gesamten Logistikkette, einschließlich Rücknahme-, Reinigungs- und Wiederaufbereitungssystemen.
Komplexere Compliance-Anforderungen
Die erweiterte Herstellerverantwortung und die neuen Berichtspflichten erhöhen den administrativen Aufwand für Unternehmen. Sie müssen nachweisen, dass ihre Verpackungen die Anforderungen an Recyclingfähigkeit erfüllen und die vorgeschriebenen Quoten für recycelte Inhalte einhalten.
Dies erfordert neue Prozesse zur Datenerhebung und -dokumentation entlang der gesamten Lieferkette.
Chancen für innovative Unternehmen
Trotz der Herausforderungen bietet die neue Verordnung auch erhebliche Chancen für Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Verpackungslösungen setzen:
Wettbewerbsvorteile
Unternehmen, die bereits nachhaltige Verpackungslösungen entwickelt haben oder schnell darauf umstellen können, werden Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten haben, die noch an herkömmlichen Verpackungskonzepten festhalten.
Neue Märkte für innovative Lösungen
Die strengeren Anforderungen schaffen Nachfrage nach innovativen Verpackungslösungen, die sowohl funktional als auch nachhaltig sind. Dies eröffnet Märkte für:
- Neuartige recyclingfähige Materialien, insbesondere für anspruchsvolle Anwendungen wie Barriereverpackungen
- Intelligente Mehrwegsysteme mit digitaler Nachverfolgung
- Dienstleistungen rund um die Rücknahme und Aufbereitung von Verpackungen
- Beratungsleistungen zur Einhaltung der neuen Vorschriften
Kosteneinsparungen durch Ressourceneffizienz
Langfristig können Unternehmen durch die Umstellung auf Mehrwegsysteme und den Einsatz recycelter Materialien Kosten sparen, insbesondere wenn die Preise für Primärrohstoffe steigen und Abgaben auf nicht-recyclingfähige Verpackungen erhöht werden.
Praktische Empfehlungen für Unternehmen
Um sich optimal auf die neue Verordnung vorzubereiten, sollten Unternehmen frühzeitig handeln:
1. Bestandsaufnahme und Gap-Analyse
Der erste Schritt ist eine gründliche Bestandsaufnahme aller verwendeten Verpackungen und eine Analyse, inwieweit diese bereits die künftigen Anforderungen erfüllen.
- Welche Verpackungen sind bereits recyclingfähig, welche nicht?
- Welche Verpackungen könnten durch Mehrwegalternativen ersetzt werden?
- Wo werden bereits recycelte Materialien eingesetzt und in welchem Umfang?
2. Entwicklung einer strategischen Roadmap
Basierend auf der Gap-Analyse sollte eine strategische Roadmap entwickelt werden, die festlegt, welche Verpackungen wann und wie angepasst werden müssen. Dabei sind die gestaffelten Ziele der Verordnung zu berücksichtigen.
Priorisieren Sie Verpackungen mit hohem Volumen oder solche, die besonders problematisch im Hinblick auf die neue Verordnung sind.
3. Innovationspartnerschaften
Die Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen erfordert oft spezifisches Know-how. Suchen Sie nach Partnerschaften mit:
- Spezialisierten Verpackungsherstellern
- Forschungseinrichtungen und Universitäten
- Start-ups mit innovativen Lösungsansätzen
- Branchenverbänden und Netzwerken für den Erfahrungsaustausch
4. Schulung und Sensibilisierung
Stellen Sie sicher, dass alle relevanten Mitarbeiter die neuen Anforderungen verstehen und in ihre Entscheidungen einbeziehen. Dies betrifft insbesondere:
- Produktentwicklung und Design
- Einkauf und Beschaffung
- Marketing und Vertrieb
- Compliance und Rechtsabteilung
5. Proaktive Kommunikation
Nutzen Sie Ihre Bemühungen zur Anpassung an die neue Verordnung für Ihre Unternehmenskommunikation. Nachhaltige Verpackungen sind ein positives Thema, das bei Verbrauchern zunehmend Beachtung findet.
Die Rolle von EcoVerpack
Als Spezialist für umweltfreundliche Verpackungslösungen ist EcoVerpack bestens positioniert, um Unternehmen bei der Anpassung an die neue EU-Verpackungsverordnung zu unterstützen.
Unser Produktportfolio umfasst bereits zahlreiche Lösungen, die die künftigen Anforderungen erfüllen:
- Recyclingfähige Monomaterial-Verpackungen für verschiedene Anwendungsbereiche
- Verpackungen mit hohem Anteil an Post-Consumer-Rezyklaten
- Innovative Mehrwegsysteme für Transport- und Versandverpackungen
- Biobasierte und industriell kompostierbare Verpackungen für spezifische Anwendungen
Darüber hinaus bieten wir umfassende Beratungsleistungen an, um Unternehmen bei der Umstellung ihrer Verpackungskonzepte zu unterstützen:
- Analyse bestehender Verpackungen hinsichtlich ihrer Konformität mit der neuen Verordnung
- Entwicklung maßgeschneiderter Lösungen unter Berücksichtigung funktionaler Anforderungen und Nachhaltigkeitsaspekten
- Unterstützung bei der Implementierung von Mehrwegsystemen, einschließlich Logistikkonzepten
- Beratung zu Kennzeichnungs- und Informationspflichten
Fazit und Ausblick
Die neue EU-Verpackungsverordnung stellt Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für diejenigen, die frühzeitig handeln und innovative Lösungen entwickeln. Die Umstellung auf nachhaltigere Verpackungen ist nicht nur eine regulatorische Notwendigkeit, sondern auch eine strategische Chance, sich als zukunftsorientiertes Unternehmen zu positionieren.
Die Verordnung ist Teil eines breiteren Trends hin zu einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken wird. Unternehmen, die jetzt in nachhaltige Verpackungslösungen investieren, werden langfristig profitieren – nicht nur durch Compliance mit den neuen Vorschriften, sondern auch durch Kosteneinsparungen, verbesserte Kundenbeziehungen und einen positiven Beitrag zum Umweltschutz.
Bei EcoVerpack stehen wir bereit, Unternehmen auf diesem Weg zu begleiten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die sowohl den regulatorischen Anforderungen als auch den individuellen Bedürfnissen gerecht werden.