Die Verpackungsindustrie steht vor einem grundlegenden Wandel. Das herkömmliche lineare Wirtschaftsmodell "Produzieren - Nutzen - Wegwerfen" wird zunehmend durch das Konzept der Kreislaufwirtschaft ersetzt. Dieses Modell zielt darauf ab, Materialien möglichst lange im Wirtschaftskreislauf zu halten und so Ressourcen zu schonen und Abfall zu reduzieren.
Die Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft basiert auf drei wesentlichen Prinzipien:
- Abfallvermeidung und Umweltverschmutzungsbekämpfung: Verpackungen werden so konzipiert, dass sie von vornherein weniger Abfall und Umweltverschmutzung verursachen.
- Produkte und Materialien im Kreislauf halten: Materialien werden wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet oder recycelt, um ihren Wert zu erhalten.
- Regeneration natürlicher Systeme: Die Nutzung erneuerbarer Ressourcen und die Rückführung von Nährstoffen in die Biosphäre werden gefördert.
Die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft für die Verpackungsindustrie
Die Verpackungsindustrie spielt eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Verpackungen sind allgegenwärtig und haben oft eine kurze Nutzungsdauer, was zu erheblichen Mengen an Abfall führt. Gleichzeitig bieten sie jedoch große Chancen für zirkuläre Ansätze.
Nach Angaben des Umweltbundesamts wurden in Deutschland im Jahr 2019 rund 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle erzeugt. Dies entspricht etwa 227,5 Kilogramm pro Einwohner. Die Recyclingquote lag bei 69 Prozent, was bedeutet, dass immer noch ein beträchtlicher Teil nicht in den Kreislauf zurückgeführt wird.
Strategien für eine kreislauforientierte Verpackungsindustrie
1. Kreislaufgerechtes Design
Der erste Schritt zu einer kreislauforientierten Verpackung beginnt beim Design. Verpackungen sollten von Anfang an so konzipiert werden, dass sie:
- aus möglichst wenigen und gut recycelbaren Materialien bestehen
- leicht zu trennen und zu sortieren sind
- auf unnötige Bestandteile verzichten
- langlebig und mehrfach verwendbar sind (wo sinnvoll)
Ein Beispiel für kreislaufgerechtes Design ist die Entwicklung von Mono-Material-Verpackungen, die ohne Verbundstoffe auskommen und so einfacher zu recyceln sind.
2. Einsatz recycelter Materialien
Die Verwendung von recycelten Materialien (Rezyklaten) in neuen Verpackungen schließt den Kreislauf und reduziert den Bedarf an Primärrohstoffen. Besonders im Bereich der Kunststoffverpackungen gibt es hier großes Potenzial.
"Der Einsatz von Rezyklaten in neuen Verpackungen ist ein entscheidender Hebel für die Kreislaufwirtschaft. Er schafft Märkte für gesammelte und aufbereitete Materialien und spart gleichzeitig wertvolle Ressourcen." - Prof. Dr. Johanna Becker, Expertin für nachhaltige Verpackungslösungen
Die technologischen Fortschritte in der Aufbereitung von Rezyklaten ermöglichen heute die Herstellung hochwertiger Verpackungen, die den Anforderungen an Hygiene, Sicherheit und Ästhetik gerecht werden.
3. Innovative Sammelsysteme und Sortierverfahren
Effiziente Sammel- und Sortiersysteme sind die Voraussetzung für hohe Recyclingquoten. In Deutschland ist die getrennte Sammlung von Verpackungsabfällen über das Duale System seit langem etabliert. Doch es gibt weiterhin Verbesserungspotenzial:
- Digitale Technologien wie QR-Codes oder Wasserzeichen können die Sortierung verbessern
- Neue Sensortechnologien ermöglichen eine präzisere Sortierung nach Materialarten
- Verbraucheranreize können die Sammlung erhöhen
4. Geschäftsmodelle für Mehrwegverpackungen
Mehrwegsysteme bieten eine Alternative zum Recycling, indem sie Verpackungen über mehrere Nutzungszyklen im Umlauf halten. Bewährte Beispiele sind Pfandsysteme für Getränkeflaschen oder die zunehmend beliebten Mehrwegbecher für Coffee-to-go. Diese Systeme lassen sich auf weitere Produktbereiche ausweiten.
Digitale Plattformen und innovative Logistikkonzepte schaffen neue Möglichkeiten für Mehrwegverpackungen, auch im wachsenden Bereich des Online-Handels.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Der Übergang zu einer kreislauforientierten Verpackungsindustrie ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden:
Komplexität von Verpackungsmaterialien
Moderne Verpackungen bestehen oft aus verschiedenen Materialschichten, die spezifische Funktionen erfüllen (Barriere gegen Feuchtigkeit, Sauerstoff, UV-Strahlung etc.). Diese Verbundmaterialien sind schwer zu recyceln.
Lösungsansatz: Forschung und Entwicklung alternativer Materialien, die gleiche Funktionen mit besserer Recyclingfähigkeit bieten, sowie Vereinfachung von Verpackungsdesigns.
Qualität der Rezyklate
Die Qualität recycelter Materialien ist oft niedriger als die von Neumaterialien, was ihre Einsatzmöglichkeiten einschränkt.
Lösungsansatz: Verbesserung der Sortier- und Recyclingtechnologien, um höherwertige Rezyklate zu gewinnen, sowie Anpassung von Qualitätsstandards, wo technisch und hygienisch vertretbar.
Wirtschaftlichkeit
Kreislauforientierte Verpackungslösungen sind oft mit höheren Kosten verbunden, insbesondere solange die externen Umweltkosten herkömmlicher Verpackungen nicht eingepreist werden.
Lösungsansatz: Skaleneffekte durch breitere Anwendung, regulatorische Anreize wie eine Plastiksteuer oder erweiterte Herstellerverantwortung, sowie Berücksichtigung der Gesamtkosten über den Lebenszyklus.
Regulatorische Rahmenbedingungen
Die Politik setzt zunehmend Anreize für die Kreislaufwirtschaft. Auf EU-Ebene ist das Kreislaufwirtschaftspaket mit ambitionierten Recyclingzielen für Verpackungsabfälle ein wichtiger Treiber. In Deutschland hat das Verpackungsgesetz die Recyclingquoten erhöht und die Verantwortung der Hersteller gestärkt.
Ab 2030 sollen laut EU-Vorgabe alle Verpackungen recycelbar sein. Dies wird den Druck auf die Industrie erhöhen, kreislauforientierte Lösungen zu entwickeln.
Fallbeispiele erfolgreicher Kreislaufwirtschaft
Beispiel 1: Recyclingfähige Folienverpackungen
Ein namhafter Lebensmittelhersteller hat seine Folienverpackungen für Snackprodukte von einem nicht recycelbaren Verbundmaterial auf eine recyclingfähige Monomaterial-Lösung umgestellt. Durch innovative Materialentwicklung konnten die gleichen Barriereeigenschaften erreicht werden. Das Unternehmen konnte nicht nur seinen ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch Kosten für die Lizenzgebühren im Dualen System sparen.
Beispiel 2: Mehrwegsystem für Versandverpackungen
Ein Start-up hat ein System für wiederverwendbare Versandverpackungen im Online-Handel entwickelt. Die robusten Boxen werden nach dem Gebrauch vom Kunden in Sammelstellen zurückgegeben, gereinigt und wieder in Umlauf gebracht. Eine Analyse des Lebenszyklus zeigt, dass die Umweltbelastung gegenüber Einwegkartons ab der siebten Nutzung deutlich geringer ist. Die Boxen sind für bis zu 50 Nutzungszyklen ausgelegt.
Die Rolle von EcoVerpack
Als Vorreiter in der nachhaltigen Verpackungsindustrie hat EcoVerpack die Kreislaufwirtschaft fest in seiner Unternehmensstrategie verankert. Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der alle Aspekte des Lebenszyklus unserer Verpackungen berücksichtigt:
- Unsere Entwicklungsabteilung arbeitet nach dem Prinzip des "Design for Recycling"
- Wir setzen, wo immer möglich, auf recycelte Materialien
- Unsere Produkte werden systematisch auf ihre Recyclingfähigkeit geprüft und optimiert
- Wir entwickeln innovative Mehrweglösungen für verschiedene Anwendungsbereiche
Darüber hinaus arbeiten wir eng mit unseren Kunden zusammen, um maßgeschneiderte Lösungen zu entwickeln, die sowohl ihre spezifischen Anforderungen erfüllen als auch den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft entsprechen.
Fazit und Ausblick
Die Kreislaufwirtschaft bietet einen vielversprechenden Ansatz, um die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu reduzieren und gleichzeitig wirtschaftliche Chancen zu schaffen. Die Verpackungsindustrie steht vor der Herausforderung, bestehende Systeme zu transformieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
Die Erfolgsbeispiele zeigen, dass kreislauforientierte Verpackungslösungen technisch machbar und wirtschaftlich tragfähig sein können. Mit dem weiteren technologischen Fortschritt, unterstützenden regulatorischen Rahmenbedingungen und einer wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wird sich dieser Trend in den kommenden Jahren verstärken.
Die Zukunft der Verpackungsindustrie ist kreisförmig, nicht linear. Wer dies frühzeitig erkennt und entsprechend handelt, wird langfristig erfolgreich sein.